Heute schreit das Leben: Hier!

 

Heute strahlt die Sonne hell

Trübsal muss da leider warten

Blütenblätter, weiß wie Schnee

Tanzen froh im Sommergarten

 

Heute leuchten Mohn und Flieder

Schmetterling flattert im Wind

Alles Leben summt und zwitschert

Freude, Freude, wildes Kind

 

Zweifel, kleiner Bruder, du

Sorge, Last, ihr alten Tanten

Düsternis, du Weggefährte

Alle fort, ferne Trabanten

 

Heute lacht der blaue Himmel

Unbekümmert, voll Pläsier

Und es riecht nach Abenteuer

Heute schreit das Leben: Hier!

 

Was, wenn

 

Was, wenn im lauen Sommerwind

 

im Regenguss, im Schrebergarten,

 

oder der Kühle dieser Nacht

 

in Schall und Rauch, in Ach und Krach

 

hunderte Ideen warten?

 

 

 

Was, wenn du gar nicht suchen musst?

 

Nur leise lauschen, Stille steh'n

 

nur deine Seele atmen lässt

 

und deinen Geist zur Ruhe legst.

 

Was, wenn sie dich dann auserwähl'n?

 

 

 

Was, wenn sich tausend Möglichkeiten

 

(an deren Leben du nicht glaubst)

 

sich grad bei dir Zuhaus' verstecken?

 

oder an der Ampel warten?

 

Würdest du sie dort entdecken?

 

und nun?

es ist die Zeit

nach dem davor

 und vor dem danach

 

Schwerelosigkeit

 gefangen in der Warteschleife

 

Sinne mit Cellophan verhüllt

 

Seele, zarter Vogel, bau dir ein Nest

 

Stille

 

das Leben hält den Atem an

 und fragt

 

und nun?

 

Eine Zugfahrt

Wie ist die Zugfahrt oft beschaulich

 Ich sitz´ bequem im Warmen, schau heraus

 Gleite durch Wiesen, Wälder, Städte

 Und staune stumm und atme ein und aus

 

 Wie stillvergnügt ist mir hinter der Scheibe

 Das Leben zieht im Rausch an mir vorbei

 Und alles, was das Auge mir entdecket

 Hallt in mir wider, rührt mich, macht mich frei:

 

Hebt mich heraus aus alltäglichem Denken

 - wie wunderlich und seltsam scheint Manches -

 Wie großartig! Auch trostlos oder traurig -

 doch faszinierend. Ja, ich liebe es!