Namibia - eine Welt voller Farben

 

 

Es regiert die Sonne.

 

 Sie strahlt einen schon morgens um sieben aus dem Zelt heraus. Und geht zwölf Stunden später mit einem theatralischen Showdown unter. Sie stürzt sich so schnell hinter den Horizont, dass der zelebrierte „Sundowner“ eine kurze Freude ist. Aber damit muss der Abend ja nicht aufhören…

 

Die Sonne sendet Licht, Hitze, Trockenheit.

 

Eine Wüsten-Vielfalt: Steinwüsten im Erongogebiet, Wüsten mit kargen Büschen im Etosha-Park und die große Sandwüste Sossusvlei. Wie kräftig orange sie im Morgenlicht leuchtet!

 

Wüste, Wüste so weit das Auge reicht. Doch sie ist nicht unbelebt. Kleine Flechten schmiegen sich an die Steine. Und Kameldornbäume, auch Köcherbäume und Dattelpalmen halten es dort aus. Überall verdorrtes Gras, das jedoch über Nacht ergrünt, wenn es nur einmal regnet.

 

Und wie viel Tiere hier überleben! Aus dem Nirgendwo tauchen sie urplötzlich auf - Meilenweit vom nächsten Wasserloch entfernt. Eine enorme Tier-Vielfalt lebt im Etosha-Park. Unfassbar majestätische Leoparden, königliche Löwen, erhabene Elefanten, die wir sogar beim Baden beobachten durften, hektische, schreckhafte Zebras, Gnus, massenhaft hübsche Springböcke, Oryx, Kudus, sogar eine gemächliche Schildkröte, entspannte Strauße, gefräßige Schakale, elegante Giraffen, einen Greifvogel mit einer Schlange in den Klauen und verschiedene unbekannte Vogelarten.

 

Und diese Tiere kann man nicht nur sehen, sondern des Nachts auch irritierend gut hören. Mit dem Kreuz des Südens über uns und dem Staub der Wüste unter uns waren sogar die Nächte ein echtes Erlebnis. In den Dachzelten auf den Geländewagen schläft es sich wie in einer Nussschale auf dem Meer. Jede Bewegung eines Mitschläfers bringt den Wagen in Bewegung. Aber sei’s drum. Diese Nächte sollte man genießen. Zwischen Staunen, Faszination und Angst. So viele Geräusche – Elefantengetröt, Löwengebrüll und Vogelschrei. Und auf dem Weg zum Sanitärhäuschen huschende Schatten auf den Wegen. Schlangen? Skorpione? Oder doch nur ein aufgeschrecktes Borstenhörnchen?

 

Aber die Erlebnisse des Tages entschädigen tausendfach für halb durchwachte Nächte:

 

Wer hat schon einmal ein Nashorn hinter´m Ohr gestreichelt – da wo es ganz weich und zart ist?

 

Wo hat man schon Seerobben als Mitpassagiere auf kleinen schnellen Booten, die einem ihre gummiartigen Flossen geben?

 

Wo sonst hätte ich hautnah die übermütigen Sprünge der Delfine gesehen - zeitgleich mit den in den hohen, türkisfarbenen Wellen des Atlantiks fröhlich spielenden Seehunden?

 

Allein die leuchtenden Farben zu schauen – hellgelb, ocker, orange, grau-grün und der Himmel – immer strahlendblau. Dass man zuschauen darf, wie Giraffen oder Elefanten plötzlich in der Weite des Landes auftauchen und in majestätischer Ruhe zum Wasserloch schreiten. Oder behäbige Nashörner. Oder galoppierende Zebras, die auf jedes unerwartete Geräusch mit fast hysterischen Fluchtversuchen reagiert. Ein spannendes Farbenspiel, schwarz-weiß-gestreift.

 

Aber nicht nur die Tiere haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Auch die zweitgrößte Sanddüne der Welt, die „Big Mama“: Morgens, kurz nach Sonnenaufgang aufzusteigen und mit letzter Kraft kurz vor Mittag stolz und absolut erschöpft auf dem höchsten Kamm in eine Welt von orange zu blicken. So weit das Auge reicht. Wie klein und unbedeutend sind wir Menschen.

 

Jetzt bin ich zurück. Und spüre in mir - eine Sehnsucht nach Afrika.